Ein weites Herz und offene Ohren

Die Ökumenische Hospizhilfe Südliche Bergstraße feiert ihr 25-jähriges Bestehen – Sterbebegleitung und Trauerarbeit

„Ich könnte das nicht“ oder „Mich zieht das runter“. Das bekommt Anne Böhler öfter zu hören, wenn sie über ihre ehrenamtliche Aufgabe als Hospizbegleiterin erzählt. Sie selbst sagt allerdings: „Ich versinke deshalb nicht in Depressionen.“ Vielmehr habe sich durch die Begleitung Sterbender „der Blick aufs Leben für mich verändert“, sagt die zweite Vorsitzende der Ökumenischen Hospizhilfe Südliche Bergstraße.

Ute Ritzhaupt, Leiterin des Hospizdienstes, bestätigt, dass die Hospizhelfer für ihren Einsatz viel zurückbekommen: Das beginnt beim „Lächeln, das man geschenkt bekommt“, geht aber weit darüber hinaus: „Was ich hier lerne, kann ich jeden Tag in meinem Leben anwenden“, geht es für Ute Ritzhaupt auch um „die Sorgekultur, den sorgenden Blick für den Nächsten“. Man lerne, „auch einmal gütig zu sein, ein weites Herz zu haben“. Genau das könne sie allen Hospizhelfern des Vereins bestätigen: „Sie haben alle ein weites Herz“, sagt Ute Ritzhaupt im Pressegespräch zum 25. Geburtstag der Hospizhilfe, in dem sie, Anne Böhler und der Vorsitzende Josef Eisend den Verein im Jubiläumsjahr vorstellen, nachdem einst Doris und Günter Schroth den aus England stammenden Hospizgedanken nach Wiesloch getragen hatten.

1994 erfolgte die Gründungsversammlung. Wichtig: Die Ökumenische Hospizhilfe ist nicht identisch mit dem 2008 eingeweihten Hospiz Agape, auch wenn der Verein einer der vier Gesellschafter ist, im selben Gebäude sein Büro hat und 13 seiner Ehrenamtlichen regelmäßig im Hospiz eingebunden sind. Doch die Arbeit geht weit darüber hinaus: 79 Hospizhelfer waren 2018 für den Verein aktiv, sie haben 127 Begleitungen Sterbender oder ihrer Angehörigen übernommen. Und zwar in zehn Pflegeeinrichtungen in Wiesloch und den Umlandgemeinden, im PZN und im Hospiz, vor allem aber auch bei den Menschen zu Hause. Wenn im Festgottesdienst am 13. Oktober (siehe Kasten) 23 neue Hospizbegleiter entsendet werden, habe sie eine längere Phase der Qualifizierung hinter sich: 120 theoretische Stunden und 40 Stunden Praktikum in verschiedenen Einrichtungen. „Man wird hingeführt und ganz eng begleitet“, sagt Ute Ritzhaupt, vor allem die Kommunikation sei wichtig. Denn genau darum geht es bei der Sterbebegleitung, die oft deshalb notwendig ist, weil keine Familie mehr da ist: zuhören, für jemanden da sein, ihn begleiten.

Josef Eisend nennt die Ehrenamtlichen „das Rückgrat des Hospizgedankens“. „Uns kann jeder rufen“, macht Ute Ritzhaupt deutlich. Beim „Erstbesuch“ des Koordinatoren-Teams, zu dem auch Marion Poletin und Silke Kübler gehören, sieht man, was gebraucht wird, und sucht den für den Einzelfall passenden Hospizbegleiter: „Wir kennen uns sehr gut, kennen die Vorlieben und wissen auch, was gar nicht passt.“ Dann geht es vor allem darum, „mit offenen Ohren und allen Sinnen“ zuzuhören, wobei die Themen vielfältig sein können. „Wo nicht gewünscht ist, dass zum Beispiel gebetet wird, reden wir über Fußball“, sagt Anne Böhler ganz pragmatisch. Wichtig nur: „Wenn man sich ins gleiche Boot setzt, wäre man keine Hilfe.“ Mit regelmäßiger Supervision wird darauf geachtet, dass sich keiner der Hospizhelfer mit seiner Aufgabe übernimmt. Ergänzt wird die Sterbebegleitung durch Angebote für die Angehörigen: das monatliche Trauercafé und individuelle Trauergespräche.

Text: Armin Rössler und Bild: Helmut Pfeifer